Der Stille dieser Stunde, die nicht mehr ganz zur Nacht gehört aber auch noch nicht Morgenstunde genannt werden kann, haftet etwas Friedliches an. Ich sitze auf dem Fensterbrett und lese Graham Greenes Stunde der Komödianten. Anfang der 70er Jahre habe ich das Buch in Originalsprache gelesen, jetzt nehme ich es noch einmal auf Deutsch zur Hand, weil ich den Titel so, wie er übersetzt wurde, schön finde. Madame liegt neben mir auf einem Kissen, schläft und schnurrt im Schlaf. Ich spüre es als leichtes Vibrieren an meinem Schenkel.

Als die Stunde beginnt, ihre Stille und Unbestimmtheit abzuschütteln, klappe ich das Buch zu. Das Rauschen vorbeifahrender Autos wird häufiger, Frauenschritte klappern auf dem Asphalt, Stimmen transportieren Grüße. All diese Geräusche klingen verhalten, als läge der Schlaf noch auf ihnen wie eine Staubschicht. Dies ist keine Stadt, die niemals schläft.
Ich greife nach meinem Handy und tippe eine SMS an meinen Vater. Sie hat etwa den gleichen Wortlaut wie ein Telegramm, das ich Anfang des letzten Jahrhunderts an ihn übermitteln ließ: "Geht es Dir gut? Gez. Anna."

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